Die englischsprachige Wikipedia und viele andere Seiten sind heute aus Protest gegen US-Gesetzesentwürfe für Netzsperren offline gegangen. Nach Ansicht der Aktivisten gefährde der „Stop Online Piracy Act“ (SOPA) die Freiheit des Netzes.
Washington – Die englischsprachige Ausgabe der Online-Enzyklopädie Wikipedia ist am Mittwochmorgen wie geplant aus Protest gegen geplante US-Netzsperren offline gegangen. Gegen 6 Uhr MEZ nahmen die Betreiber die Internetseite vom Netz, die Abschaltung soll 24 Stunden andauern. Andere große US-Internetseiten wie der Blog „Boing Boing“ oder die Blog-Plattform WordPress schlossen sich dem Protest an.
Für Google-Nutzer in den USA war das Logo mit einem schwarzen Viereck verdeckt, zudem wurde auf die Protest-Petition verlinkt. Mit der Aktion soll gegen zwei Gesetzentwürfe, den „Stop Online Piracy Act“ (SOPA) im Repräsentantenhaus und den sehr ähnlichen „Protect IP Act“ (PIPA) im Senat protestiert werden. Die deutsche Wikipedia-Ausgabe soll nicht abgeschaltet werden, aber mit einem Banner auf die Aktion gegen SOPA hinweisen.
SOPA soll geistiges Eigentum schützen
Mithilfe des Antipiraterie-Gesetzes, dass in den USA jedoch noch nicht verabschiedet ist, soll es Rechteinhabern ermöglicht werden, die nicht lizensierte Verbreitung ihrer Werke im Internet zu verhindern. Unter anderem werden DNS-Sperren erwägt, mit denen Provider Websites blockieren können. Kritiker befürchten eine Einschränkung der Meinungsfreiheit bis hin zur Zensur. [dts Nachrichtenagentur]
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Ich kann nachvollziehen, dass sich Rechteinhaber (auch wir halten Rechte an vielen Texten und Fotos) sich einen besseren Schutz vor Urheberrechtsverletzungen wünschen.
Eine Sperrinfrastruktur schießt aber deutlich über das Ziel hinaus. Die Gefahren und Missbrauchsmöglichkeiten sind einfach zu groß. Stattdessen sollte man an der internationalen Homogenisierung des Urheberrechts und besseren Durchgriffsmöglichkeiten bei grenzüberschreitenden Rechtsverletzungen arbeiten.
Das ist die wichtigere Baustelle. Denn internationale Onlinekriminalität gehört in den nächsten Jahren zu den größeren Herausforderungen in der Verbrechensbekämpfung.