Kolumne von Sebastian Fiebiger
John Kornblum (US-Botschafter in Berlin von 1997 bis 2001) hat bei Günther Jauch ausgesprochen, was schon länger gelebte Realität ist. Deutschland und die USA sind keine Freunde mehr.
„Partner“ seien die beiden Länder, so Kornblum. Der Begriff „Lebensabschnittspartner“ würde die kriselnde Zwangsehe präziser charakterisieren. Die USA haben sich – auch im Rahmen der 9/11 Hysterie – weit von unseren Vorstellungen einer modernen, sozial-liberalen Gesellschaft entfernt.
Und da Einzelgängertum unserem Land nicht besonders steht, ist es an der Zeit, sich auf die Suche nach neuen, starken Partnern zu machen. Es besteht eine mehr als gute Chance, dass sich die Europäische Union zu einem solchen „Freundeskreis“ entwickelt, den bei allen nationalen Unterschieden ein gemeinsames Wertegerüst aus Freiheit, Demokratie und Menschenrechten trägt.
USA haben Zenit längst überschritten
In gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Hinsicht haben die USA ihren Zenit ohnehin überschritten. Perspektivisch – auf Sicht der nächsten Jahrzehnte – sehe ich wirtschaftlich mehr Potential in einer Zusammenarbeit mit Russland, Japan und China. In gesellschaftlicher Hinsicht bieten sich Frankreich und Skandinavien als Partner an. Außenpolitisch tut Deutschland gut daran, keine allzu festen bilateralen Bindungen einzugehen, sondern eine konsequente Friedenspolitik zu verfolgen. Die Europäische Union wird solche Bündnisse künftig ohnehin überflüssig machen.
Und vielleicht ist es ja wie in menschlichen Beziehungen. Den „Partner für alle Lebenslagen“ gibt es nicht. Man schläft schließlich weder mit seinen Fußballkumpels, noch geht man mit der Freundin auf Sauftour bis zum Verlust sämtlicher Körperfunktionen.
Deutschland fährt sicher gut damit, auf eine diversifizierte Partnerstruktur zu setzen.
Und zum Schluss noch zu Herrn Kornblum: Dieser Mann steht genau für das, was ich an der amerikanischen Spitzenpolitik verachte. Man möchte die Menschenrechte in alle Welt bomben, tritt sie selbst aber mit Füßen. Edward Snowden und Bradley Manning sind Helden und keine Verbrecher. Wenn jemand ins Gefängnis gehört, dann ein Friedensnobelpreisträger, der für Angriffskriege und Drohnenmorde die Verantwortung trägt.